Heute hat Verena von dem Blog Mamirocks wieder einen neuen Beitrag für Euch. Dieses mal stellt sie sich der Frage, wie man Zwillingen gerecht werden kann. Danke an Verena für diesen lesenswerten und gleichzeitig informativen Text!
Wie schaffe ich das, wenn mehrere Kinder gleichzeitig die Mama brauchen? Diese Frage ist mir vor der Geburt der Zwillinge oft durch den Kopf gegangen. Wie wird es sein, gleich drei Kinder zu haben, um die ich mich kümmern muss?
Jede Zwillingsmama stellt sich zwangsläufig diese Frage. Aber eigentlich fühlt sich jede Mama erstmal unsicher, wenn sie daran denkt wie es sein wird, plötzlich zwei Kinder zu haben. Kann ich dieser Situation gerecht werden? Schaffe ich das, wenn beide Kinder gleichzeitig Trost brauchen?
Was mache ich, wenn das eine Kind aufwacht und schreit, weil es Hunger hat und die andere in der Küche den Saft verschüttet hat und schnell Hilfe braucht, weil alles auf den Boden tropft?
Alles eine Frage der Perspektive
Spontan fallen mir zahlreiche solcher „Extremsituationen“ ein, die im Moment unlösbar und wahnsinnig dramatisch erscheinen. Immer gibt es jedoch eine Lösung. Die ist jedoch manchmal nicht für alle Beteiligten optimal.
Zunächst einmal hilft uns die Natur selber: Babys schlafen ja erfahrungsgemäß in den ersten Wochen sehr viel.
In dieser Zeit kann sich die ganze Familie an das neue Kind und damit die veränderte Familienkonstellation gewöhnen. Was wir schon vom ersten Kind an Erfahrungen gesammelt haben, ist zudem ein sehr nützliches, praktisches Wissen.
Natürlich gibt es auch schon am Anfang schwierige Situationen – vor allem, wenn der Altersunterschied gering ist. Denn das „große“ Kleinkind braucht die Mama auch noch weitaus mehr als ein Kindergarten- oder gar Schulkind.
Doch ein kleines Baby ist meist schnell auf den Arm genommen und kommt einfach mit, wenn der Ältere Hilfe braucht – im schlimmsten Fall schreit es.
Doch wie kann man Zwillingen gerecht werden?
Zwillingsmamas werden da schon eher „zum Schwimmen lernen in den reißenden Fluss geworfen“, um die Erfahrung junger Zwillingseltern einmal mit einem Bild zu beschreiben. Bei ihnen ist wirklich alles gleichzeitig.
Wenn ich daran denke, wie schwierig es war zwei Babys zur Ruhe zu bringen, die sich gegenseitig immer wieder beim Einschlafen gestört haben, erscheint auch ein Altersunterschied von 16 Monaten schon als große Erleichterung – so alt war unser „Großer“ als seine Zwillingsgeschwistern zur Welt kamen.
Es ist also alles eine Frage der Perspektive und „Mit den Aufgaben wächst der Mensch“, wie meine Chefin immer so schön sagt.
Nicht einfach, aber machbar
Eine Tatsache können sich Mütter mit zwei Kindern immer wieder vorsagen: Ihr habt zwei Arme und zwei Schultern: Für jedes Kind ist eine Seite da. So einfach ist das mit drei Kindern schon nicht mehr.
Oft habe ich darunter gelitten, immer nur zwei von dreien in den Arm nehmen zu können. Meine Großmutter hatte vier Kinder, je zwei davon nahe beieinander.
Sie hat mir erzählt, dass sie bei meiner Mutter und ihrer Schwester immer einen Strich von der Nase hinunter gezogen hat über ihren Körper, wenn die beiden sich stritten. Dazu hat sie zu den Kindern gesagt:
„Diese Hälfte gehört dir und diese Hälfte ist für dich“.
Manchmal erscheinen mir die Herausforderungen als Mutter im Alltag mit drei Kindern schier unlösbar. Und das geht einem gewiss mit zwei Kindern nicht viel anders – manchmal auch schon mit einem einzigen!
Was ich persönlich in der Baby- und Kleinkinderzeit am schlechtesten ausgehalten habe, war das viele Geschrei. Aber was willst du machen? Ein Kind schreit eben, wenn es sich bemerkbar machen will.
Zum Muttersein gehört ein ganz schön dickes Fell dazu. Das fehlt mir bis heute. In oben geschilderten Extremsituationen bleibt einem aber oft nichts anderes übrig.
Bauchgefühl und Intuition, was zuerst getan werden muss und was jetzt warten kann, helfen einem dann zusätzlich. Ich denke da gerade an folgende Situation: Mama steht am Wickeltisch und will die stinkende Windel des Babys erneuern.
Da hört sie einen Knall und markerschütterndes Geschrei aus dem Kinderzimmer. Das Gehirn ist sofort auf Hochtouren, meldet akuten Handlungsbedarf. Das schlimmste, was jetzt passieren kann, ist Panik.
Die besonnene Mama, die sich auf ihren Instinkt verlässt, klebt die volle Windel wieder zu und legt das Baby auf den Boden oder in den Laufstall – eben irgendwohin, wo es für kurze Zeit sicher ist.
Dann schaut sie sofort ins Kinderzimmer und hat somit Zeit gewonnen für das Kind, das sie gerade am nötigsten braucht.
Ein kurzes Beispiel
Worauf kommt es an? – Darauf Prioritäten zu setzen und so entspannt, wie gerade möglich zu handeln. Ruhig und besonnen bleiben und immer eines bewusst haben: Ich kann mich nicht zerteilen.
Es gibt Situationen, in denen ein Kind warten muss bis ich mich um es kümmern kann. Auch wenn das Baby mit der vollen Windel jetzt vielleicht schreit und nicht einverstanden mit der abrupten Behandlung ist – es ist weder in Gefahr noch hat es Schmerzen.
EIN DICKES FELL IST SEHR HILFREICH
Und hier setzt der Wunsch nach dem dicken Fell ein. Ich weiß nur zu gut, wie es sich anfühlt, wenn ein Baby schreit und ich mich aber gerade zuerst um das andere Kind kümmern muss.
Da hilft nur sich immer wieder ganz tapfer vorsagen, das Kind nimmt davon keinen Schaden und ich bin trotzdem eine gute Mutter! Gleich nehme ich den Schreihals in den Arm und tröste ihn mit all meiner Liebe.
Hierzu kann ich euch den Beitrag „Babys haben ein Recht aufs Schreien“ empfehlen (Hinweis der Redaktion).
Das schlimmste Erlebnis, das mir mit meinen drei Babys in Erinnerung geblieben ist, war eine Gewitternacht. Da ihr Papa häufig länger als eine Woche auf Dienstreisen unterwegs ist, habe ich da alleine durchgemusst.
Als es gewaltig donnerte, sind prompt alle aufgewacht. Die Zwillinge waren ohnehin gerade bei ihrer nächtlichen Stillmahlzeit und fingen vor Schreck an zu weinen.
Doch auch der damals knapp zweijährige „Große“ fürchtete sich und fand die Mama nicht im Bett. Die war ja bei den Zwillingen zum Mitternachtsimbiss. Also hatte ich drei erschreckte, heulende Kinder, die alle zur Mama wollten.
Irgendwie kam mir diese Situation endlos lange vor. Denn wenn einmal alle brüllen, ist es um so schwieriger, auch nur ein Kind wieder zu beruhigen. Verständlich.
Schließlich haben wir uns alle so gut es ging zusammen gekuschelt, ich habe beruhigende Lieder gesungen und am nächsten Morgen hatten die Kinder die Schrecken der Nacht schon vergessen.
Liebe ist für alle da
Mutterliebe wird übrigens nicht weniger, wenn man sie teilt. Jedes Kind kriegt genug davon ab. Die liebe Mama gibt besser darauf acht, dass sie vor lauter Kümmern auch noch an sich selber denkt.
Am besten klappt der Alltag mit mehreren kleinen Kindern nämlich, wenn man ausgeruht und ausgeschlafen ist.
Gerade, wenn die Kinder größer und damit verständiger werden, ist irgendwann die Zeit gekommen, ihnen zu erklären, dass sie ein wenig warten können.
Das verstehen Kinder meiner Erfahrung nach zum Teil schon mit drei Jahren. Auch wenn das nicht heißt, dass die Kinder gerne warten wollen!
Wie werde ich meinen Zwillingen gerecht?
Was bei uns auch immer recht gut geholfen hat, waren kleine Ablenkungen. Ich habe etwa dem älteren Kind, das öfter warten musste, ein Hörspiel angemacht.
So ist das Warten auf die Mama nicht so langweilig. Ein positiver Effekt des Wartens ist übrigens, dass die Kinder schneller selbständig werden.
Sie beginnen kleine Aufgaben alleine zu erledigen, wenn es ihnen zu lange dauert bis die Mama endlich kommt. So schenken sie sich etwa einen Saft ein, holen sich etwas Obst oder lernen früh sich selber anzuziehen, um schon mal vor zu gehen in den Garten.
Diese Selbständigkeit haben wir immer sehr begrüßt und unser Erstgeborener hat wohl gespürt, dass wir stolz auf ihn sind und sich ganz groß dabei gefühlt.
Quality Time mit den Kindern ist sehr wichtig. Denn bewusst zusammen verbrachte Zeit ohne mit den Gedanken irgendwo anders zu sein, entschädigt für alle Augenblicke des Wartens.
Keine Mutter kann permanent für ihre Kinder da sein ohne sich zu verlieren!
Sie braucht Zeit für sich, für ihren Partner und Freunde, den Job und den Haushalt.
Das Warten müssen, gehört in jeder Familie zum Alltag – egal wie viele Kinder da sind. Zum Leben gehören Sonnenschein und Regentage. Und irgendwann sind die Kinder so groß, dass die Mama nur noch ausnahmsweise einen Kuss bekommt!
Eure Verena (Babytalk – Autorin)
Beitragsfoto: Elena Yakushev / shutterstock Foto 2: adriaticfoto / shutterstock
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