Vielen Eltern graust es allein bei dem Gedanken an die ersten Wochen, in denen ihr Sprössling in den Kindergarten geht. Und nicht selten bestätigt sich die Befürchtung, dass es viele Tränen geben wird.
Manche Kinder schreien sehr heftig und viele Eltern verlassen den Kindergarten mit schlimmen („Selbst-„) Vorwürfen und einem schlechten Bauchgefühl. Das ist natürlich nicht der Regelfall. Dabei sind es in der Regel nicht die Kinder, die Probleme haben im Kindergarten zu bleiben! In den allermeisten Fällen sind es die Sorgen und Ängste von uns Eltern.
Die Schwierigkeit, das eigene Kind im Kindergarten zurück zulassen
Was uns an meisten zu schaffen macht, ist das „Loslassen“ unserer Kinder. Wobei dieser Prozess bereits mit der Geburt beginnt und häufig nie endet.
Typische Stationen sind die Geburt, das Ende des Stillens, das Laufen und Sprechen lernen, der Kindergarten, die Schule, die Ausbildung, das Ausziehen aus dem Elternhaus, die Hochzeit, die Geburt von Enkelkindern …
Die gemeinsamen Merkmale dieser Stationen sind, das unsere Kinder immer unabhängiger von uns werden. Sie brauchen uns immer weniger und das verstärkt unsere Angst die „Kontrolle über sie“ bzw. ihre Liebe zu verlieren.
Nun zurück zur Eingewöhnung in den Kindergarten. Wir haben Angst unser Kind allein zu lassen bzw. Angst, dass unser Kind denken könnte, wir würden es allein lassen. Diese Erfahrungen brechen alte Wunden aus unserer Kindheit auf. Als wir uns einsam und verlassen fühlten.
Unsere Kinder spüren diese Ängste und reagieren darauf mit Klammern, Weinen, Schreien, auf den Boden schmeißen … Ihr kennt solche Situationen bestimmt.
Wenn wir uns diesem „Mechanismus“ in der Eingewöhnung bewusst werden und unsere Ängste tragen, statt uns von ihnen „den Boden unter den Füssen ziehen“ zu lassen und dann unserem Kind zutrauen, „allein“ im Kindergarten zu bleiben, klappt es.
Damit will ich nicht sagen, dass es nicht hilfreich sein kann, sein Kind ein paar Tage für wenige Stunden im Kindergarten zu begleiten. Wir wollen uns als Eltern ja sicher sein, dass es unseren Kinder dort gut gehen wird.
Häufig sind es die Mütter, die Zeit brauchen
Doch meistens sind wir Eltern es, die denken, dass unsere Kinder diese Zeit der Eingewöhnung brauchen. Dieses Hinauszögern des „Loslassen“ macht es uns Eltern zudem auch nicht gerade leichter, unsere Kleinen in die Obhut von „Fremden“ zu geben.
Bevor nun euer Kind das erstemal bei einer Tagesmutter, Groß- oder Schwiegereltern oder in den Kindergarten geht, denkt mal nach, welche Gedanken bzw. Urteile euch dazu in den Sinn kommen, wie z.B. „Ich bin eine Rabenmutter.“
Oder „Ich schaffe es nicht mein Kind zu betreuen“. „Ich bin sooo egoistisch.“ „Was ist, wenn mein Kind die Kindergärtner/in mehr liebt als mich?“ … Es kann übrigens eine sehr schöne Nähe schaffen, wenn ihr euch darüber mit eurem Partner austauschen könnt.
Diese Urteile beruhen fast immer auf Missverständnissen. Wir dachten damals als Kind vielleicht, dass wir nicht liebenswert sind und unsere Mutter uns deshalb wegschickt … Doch war dies die Wahrheit?
Ich weiß, dass alle Mütter und Väter immer ihr Bestes geben und ihre Kinder lieben, unabhängig davon, ob sie es ihnen zeigen können oder nicht.
Es kann sehr hilfreich sein, sich in Gedanken vorzustellen, wie diese Phase der Eingewöhnung entspannt verläuft und sich ihr Kind sehr wohl fühlt im Kindergarten und viele Freundschaften schließt.
Ich wünsche euch Gelassenheit und Erfolg bei eurem „Loslassen“ bzw. dabei euren Kindern immer mehr zuzutrauen.
Hinweis der Redaktion: Zu diesem Thema könnte euch unser Beitrag „Soll ich mein Kind in die Kita geben oder noch zu Hause lassen„.
Euer Deva (Babytalk – Redaktion) und Familientherapeut
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