Pucken ist eine altbewährte Methode, um Babys das Gefühl der heimeligen Umgrenzung erfahrbar zu machen, welches es neun Monate lang im Mutterleib hatte. Verena, Autorin von Mamirocks erklärt hier, wie es funktioniert, und wann man es anwenden sollte:
Mit Pucken ist das Einwickeln des Säuglings in ein weiches Tuch gemeint. Diese Praxis ist eine sehr alte und viele Hebammen sind von ihr begeistert, während sich unter Kinderärzten einige kritische Stimmen zum Thema erhoben haben. Dazu weiter unten mehr. Pucken ist in allen Kulturen der Welt verbreitet. Es geht darum dem Baby eine Begrenzung anzubieten. Für mich ist diese Idee nachvollziehbar und logisch:
Unser Leben ist dermaßen stressig und hektisch, auch für uns Erwachsene. Wie müssen diese zahlreichen Eindrücke bloß auf ein kleines Kind wirken, all das Schnelle und Aufgeregte, dass auf es von außen unreflektiert und ungebremst eindringt.
Wen verwundert es da, dass viele Babys Einschlafschwierigkeiten haben, es ihnen nicht gelingt abzuschalten. Am besten klappt das noch im Tragetuch oder bei Vater oder Mutter im Arm, eng umschlossen von deren Körper.
Natürlich wissen junge Eltern nach der ersten innigen Zeit, dass es schwer möglich und auch zutiefst Kräfte zehrend ist, ein Kind über längere Zeit hinweg stets mit der eigenen Körperwärme persönlich in den Schlaf zu begleiten.
Pucken – Meine persönliche Erfahrung
Da fand ich spontan das Pucken eine tolle Methode, meinem Kind die Geborgenheit und Ruhe zu geben, die es benötigt hat, um sanft in den Schlaf zu finden. Keinesfalls empfanden ich oder mein Kind diese Art des Einwickelns als einengend. Woher ich das weiß, wie sich mein Baby dabei gefühlt hat? Ganz einfach, nach einer Weile hatte sich das schlafende Baby schon freigestrampelt!
Für mich ein untrügliches Zeichen, das es nicht derart eingeengt war, dass es keine Möglichkeit gehabt hätte, sich natürlich zu bewegen. Es geht wirklich nur um die kurze Zeit des Runterkommens unmittelbar vor dem Einschlafen.
Keineswegs darum, ein Baby länger in einer starren Haltung zu fixieren. Das muss natürlich jedem klar sein. Ich habe diese Methode auch nicht jeden Abend verwendet, sondern nur dann, wenn ich das Gefühl hatte, es könnte meinem Kind heute helfen.
Mein erster Sohn schrie die ersten drei Monate seines Lebens jeden Abend von 18 Uhr bis 22 oder 23 Uhr durch. Er litt sichtlich, an was haben wir nie erfahren. Waren es Blähungen oder verarbeitete er seine ziemlich anstrengende Geburt? Wir tippen auf eine Kombination von beidem. Damals probierten wir alles, um ihn zu beruhigen.
Selbst Pucken half nichts
Es war aber in dieser Tageszeit wenig zu machen, ob getragen oder zusammen im Bett kuschelnd, massierend oder spielend. Wir mussten das einfach gemeinsam durchstehen. Auch Pucken half da nichts. Er strampelte sich erst einmal frei. Erst gegen Ende der abendlichen „Schreistunden“, nach all der Aufregung half es ihm, wenn ich ihn einwickelte.
Dazu legte ich ihn auf seine von mir selbstgestrickte Babydecke, also ein sehr leichtes, luftiges Gewebe und kein so festes Tuch, wie man es manchmal sieht. Die Decke endete auf Höhe seines Kopfes, sodass es dann gewickelt eine Art Kapuze bildete. Dabei ließ ich seine Ärmchen so wie sie waren seitlich des Körpers oder ein wenig vor der Brust.
Ich schlug die Decke links und rechts über seine Brust, nahm sie unten zusammen und klappte das untere Ende nach hinten unter die Füße. Dann schmiegte ich mich an ihn. Ich finde trotz Decke ist Kuscheln möglich – auch ein Gegenargument, es wäre kein Hautkontakt mehr möglich. Aber den holten wir uns ja in all der anderen Zeit der langen Tage, beim Wickeln, Spielen und Schmusen..
Was manche Kinderärzte übers Pucken sagen
Jetzt mal zu den Argumenten der Experten gegen das Pucken: Dem Kind Nerven abklemmen, wenn es zu fest gepuckt wird? Nun gut, wie oben beschrieben, soll das Tuch natürlich schön locker sein, sodass das Kind sich selbst frei strampeln kann, wenn ihm die Methode nicht (mehr) behagt.
Es soll ja auch Kinder geben, denen das einfach ganz und gar nicht gefällt und die sich wirklich eingeengt fühlen. Wichtig ist auch zu wissen, dass diese Methode wirklich nur bei Babys in den allerersten Monaten angewandt wird.
Oft erwähnt wird die Gefahr einer Fehlstellung des Hüftgelenkes durch Pucken. Wie gesagt, ein lockeres Tuch leicht gewickelt, ich kann es nur immer wiederholen. Wir reden hier nicht von fixieren. Fachleute sprechen hier von der Problematik der zwangsweise ausgestreckten Beinchen.
Ehrlich gesagt, so hatte mir das meine Hebamme zum Glück gar nicht gezeigt. Meine Kinder konnten ihre Beinchen trotz Puckdecke immer anziehen, wenn sie das wollten.
Pucken – eine kuschelige Begrenzung
So wie ich das Pucken verstehe, geht es um die kuschelige Begrenzung. Wer sich durch all diese Argumente verunsichert fühlt, kann auch einen der mittlerweile erhältlichen Pucksäcke benützen, die einem Babyschlafsack ähneln. Diese habe ich allerdings nie ausprobiert. Mir genügte meine Babydecke oder ein Baumwollpareo (dünnes Strandtuch) im Sommer. Damit wären wir beim nächsten Argument:
Pucken würde zu Hitzschlag und Dehydrierung führen, etwa an sehr heißen Tagen. Nun ja, aber ein bisschen gesunden Menschenverstand benötigt es schon auch als Eltern. Bei einer Affenhitze wickele ich doch niemand in ein warmes Tuch. Wie bekannt, bei Unsicherheiten immer schön im Nacken die Temperatur des Kindes überprüfen. Hände und Füße sind nicht so ausschlaggebend wie die Temperatur im Nacken.
Außerdem soll die Methode platte Hinterköpfe bei den Babys fördern. Das habe ich immer wieder gehört, auch weil eines meiner Kinder immer in der gleichen Position in seinem Bettchen lag – auch ohne Pucken. Ich sollte sie laut Hebamme also immer bewusst auf die andere Seite drehen, aber das Kind legte sich nun mal in ihre Lage zurück. Heute ist sie fast sieben und hat dennoch keinen Schiefkopf.
Mir haben solche Hinweise als junge Mutter immer sehr Angst gemacht, auch das mit dem plötzlichem Kindstod – ich hatte auch einen bevorzugten Bauchschläfer. Der mochte auch nicht so gerne gepuckt werden.
Diese beiden Kinder sind Zwillinge und auch bei ihnen habe ich nicht regelmäßig gepuckt, sondern nur bei Bedarf – wie gesagt – wenn eine Notwendigkeit besteht, also wenn ein Kind über einen längeren Zeitraum wirklich nicht von alleine zur Ruhe kommt.
Pucken – Schaut doch mal was Euer Baby findet
Ein weiteres Argument lautet: Nicht genug Raum zum tiefen Luftholen und Schreien lassen. Ich glaube, wer so puckt, hat das Konzept von Liebe und Bedürfnisorientierung nicht verstanden. Aber es muss wohl so sein, dass Kinderärzte auf solche Problematiken hinweisen, denn anscheinend ist so ein Wissen nicht vorauszusetzen. Dann ist es wohl gut bei Adam und Eva in der Empathie anzusetzen.
Dennoch sollte deswegen eine an sich gute Einschlafhilfe wie das Pucken nicht komplett verteufelt werden. Wie so oft, also auch bei diesem Thema: Lasst Euch nicht bange machen, von zu vielen zu gut gemeinten Tipps und Ratschlägen. Hört auf Euren Verstand ebenso wie auf Euer Herz. Und ganz wichtig, guckt euch das Baby, das da vor Euch liegt, in aller Ruhe an. Ihr seht wie es reagiert und ob ihm etwas gut tut oder nicht.
Selbst in den Schlaf finden lassen
Ich finde übrigens, es ist das Beste, wenn die Kinder so schnell wie möglich lernen, von selbst in den Schlaf zu finden bzw. selbst Methoden entwickeln sich zu beruhigen. Dazu müssen Eltern ihnen auch die Möglichkeit geben. Wer immer sofort irgendwelche Maßnahmen ergreift von Aufnehmen über Schnuller und Trinken lassen bis hin zu ständiger Ansprache, lässt dem Kind keine Möglichkeit von selbst einzuschlafen.
Es ist ja ganz normal, dass es nicht sofort in Tiefschlaf fällt, sobald es im Bett liegt. Das tun wir ja auch nicht immer, denn die Eindrücke des Tages wirken auf jeden von uns noch eine Weile nach.
Eure Verena (Babytalk – Autorin)
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Beitragsfoto: Tatyana Vyc / shutterstock Pinterest: didesign021 & kieferpix von G Images Pro (über Canva)
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